(...) hier zeigt sich also, dass fortschreitende Integration und Bildungsaufstieg mit einer Angleichung der Geburtenraten einhergehen. Unter sonst gleichen Bedingungen bestehen zwischen religiösen Muslimen und Christen einerseits und ihren säkularen Zeitgenossen andererseits wenig reproduktive Unterschiede. In einem gewissen Sinne trägt also gerade auch die Migration zu einer Angleichung der weltweiten Bevölkerungsentwicklung bei: aus auch islamisch geprägten Staaten mit expandierender Bevölkerung ziehen junge Menschen weg und bekommen in den Aufnahmeländern durchschnittlich deutlich weniger Kinder, als sie unter den Bedingungen der Heimat bekommen hätten. Außerdem tragen sie durch Geldüberweisungen, die Stärkung von Handelsbeziehungen und Heimattourismus zur wirtschaftlichen Entwicklung und damit wiederum sinkenden Geburtenrate auch ihrer Herkunftsregionen bei. Die Akzeptanz und erfolgreiche Integration von Migranten bringt also in gleich mehrfacher Hinsicht auch eine globale bevölkerungs-, friedens- und entwicklungspolitische Dividende ein und gleicht auch die globale Demografie der Weltreligionen einander an.
Auf der anderen Seite wird aber auch deutlich, dass Zuwanderung alleine demografische Probleme nicht lösen kann. Vielmehr ergibt sich die sich bereits abzeichnende Situation, dass auch erfolgreich integrierte und akzeptierte Zuwanderergruppen innerhalb von ein bis zwei Generationen im gleichen, demografisch sinkenden Boot wie die Gesamtbevölkerung Platz nehmen - und lso Bedarf an weiterer Zuwanderung entsteht.
Die massiv niedrigen Geburtenraten Deutschlands stellen also zunehmend ein gemeinsames Problem von Muslimen und Gesamtbevölkerung in Deutschland dar. Und ohne eine aktive Familienpolitik, die sowohl Müttern wie Vätern Wahlfreiheit in ihrer jeweiligen biografisch-beruflichen Planung ermöglicht und gleichzeitig die Kinder auch unterschiedlicher Hintergründe und sozialer Schichten erfolgreich fördert, implodieren einheimische und islamisch-integrierte Schichten gleichermaßen. (...)