Ist es kaufmännisch, rechtlich und moralisch in Ordnung tatsächlich generierte Einnahmen/Guthaben nach einem Jahr nicht mehr auszuzahlen?
Meiner Ansicht nach ist es in allen drei Fällen in Ordnung das Guthaben verfallen zu lassen und eine Auszahlung zu verweigern. Mit dem Vorhalten deines Guthabens entstehen dem Unternehmen Kosten - in Form von Steuern, buchhalterischem Aufwand und zum Beispiel Controlling. Meiner Ansicht nach ist es völlig legitim, dass das Unternehmen derartige Rückstellungen irgendwann ausbuchen kann und eben als Umsatz verbuchen und entgültig versteuern kann. Ich bin aber auch der Meinung, dass man seinem Kunden die Chance geben soll, die Auszahlung des Guthaben vor drohendem Verfall, trotz unterschrittender Auszahlungsmindestgrenze, zu ermöglichen.
Ich biete meinen Kunden selbst ein Guthabenkonto. Wenn über die Kundennummer mehr als 24 Monate keine gebührenpflichtige Aktion durchgeführt wurde, schreibe ich den Kunden an und weise ihn auf das vorhandene Guthaben hin. Sofern ich keine Rückmeldung bekomme, kündige ich das Verhältnis vertragsgemäß und fordere zur Übermittlung der Kontodaten auf, um das Guthaben dorthin überweisen zu können. Gleichtzeitig weise ich auf die Verrechnung/den Verfall des Guthabens hin, wenn ich keinerlei Reaktion bekomme. Circa 30 Tage vor der Ausführung der Kündigung erinnere ich den Kunden noch einmal an sein Guthaben. Pro Kunde dauert mich das Ganze circa 15 Minuten. Bei durchschnittlich weit unter 5 Euro Restguthaben lege ich da, was die Arbeitszeit, Porto und Überweisungsgebühren angeht, noch deutlich drauf.
Für Unternehmen wie Jochen Schweizer ist der Guthabenverfall eine bilanztechnisch relevante Einnahmequelle. Viele andere Unternehmen, zu denen ich zum Beispiel gehöre, wollen sich mit dem Verfall nur die Bilanz wieder gerade ziehen.
Gegenfrage und die Auszahlungsgrenze mal beiseite geschoben: Welchen Vorteil hat es, sein Guthaben mehr als zwölf Monate bei einem Unternehmen liegen zu lassen? Selbst Wechselkursvorteile können - trotz mieser Zinsen - gegen die Zinsen eines vernünftigen Business Tagesgeldkonto ankommen, oder?!